Junge Performerinnen aus einer Generation, die alles könnte, aber nichts mehr muss, setzen sich einem Experiment aus. Sie begeben sich in den militärischen Drill, geben ab, was sie schwach macht, und streben danach, stark zu werden. Es wird befolgt und nicht gefühlt, es wird gehandelt und nicht überlegt. Sie ordnen sich unter, um später oben sein zu können.
Ihre Erfahrungen bilden die Grundlage einer Bewegungsperformance, die sich auf die Suche nach dem Reiz von Strenge und Autorität, Ordnung und Struktur in der gutbürgerlichen Gesellschaft macht. Die modernen Inszenierungen der neuen Rechten werden dabei ebenso erforscht wie die Kommune. Es darf alles probiert werden, bevor es gekauft wird, aber Ziel ist die neue Elite, der Übermensch.
Projektbeschreibung
Das Thema von ZUCHT ist die Strenge, die Kraft gibt, die Orientierung, der Körper, der besteht, wenn der Geist schwach wird. Eine neue Generation von jungen Menschen verlangt nach Ordnung und Klarheit, nach Zucht und Beständigkeit. Diese Arbeitsweise sucht keine professionellen Tänzer, sondern junge Menschen mit Potential zur Aneignung. Junge Performerinnen setzen sich dem Experiment aus, ihre Körper prägen zu lassen, zu trainieren, zu lernen, eine fremde Gedankenwelt nicht bloß intellektuell nachzuvollziehen, sondern am eigenen Leib zu erfahren.
Pressestimme: „Von den Darstellerinnen wird körperlich einiges abverlangt. … Durch musikalische Untermalung und schnelle Posenwechsel entsteht eine mitreißende Geschichte über Zugehörigkeit, Körperbilder und das Aufwachsen in einem behüteten Umfeld.” Roland Schwarz, Kronen Zeitung
Regie: Miriam Schmid und Simon Windisch Regieassistent: Alexander Wychodil Technik: Thomas Grassegger Produktionsleitung: Anna-Katerina Frizberg Fotos: Clemens Nestroy
Auftretende Künstler:innen: Carmen Schabler, Maria Prettenhofer, Anna Weber, Lisa Oberleitner
Jede der Vorstellungen bildet in Kombination mit bestimmten Schüler:innen-Workshops sogenannte Kombi-Pakete. Diese lassen sich folgendermaßen unterscheiden:
Ein Vorstellungsbesuch im Theater mit der Teilnahme an Workshops vor Ort = Paket #1: Die teilnehmende Schulklasse teilt sich auf die beiden verfügbaren Workshops vor Ort mit maximal 10 Schüler:innen pro Workshop auf.
Ein digitaler Theaterbesuch per Live-Stream mit einem Workshop, der direkt an der Schule stattfindet = Paket #2
Paket #1 • Vorstellung mit Workshops Montag, 19.07.,imTheater
9 – 10.45 Uhr: Workshops • W-AP 4 – Liquid metal • W-SE 3 – VIELE KLEINE FISCHE UND EIN HAIFISCHBECKEN 11.30 – 12.30 Uhr: Vorstellung Zucht
Info zu Paket #1: Die Aufführung und beide Workshops werden in deutsche Gebärdensprache übersetzt.
Schüler:innenworkshops zur Vorstellung
Im Theater • Paket #1
W-AP 4 – Liquid metal
Ein Tanzworkshop zur Inszenierung Zucht – Neue Zeiten brauchen neue Körper 19.7., 9:00-10:45, im Theater
Das Schwert eines:r Fechters:in ist stark und zuverlässig und muss mit Geschick und Disziplin gehandhabt werden, um seinen Zweck zu erreichen. Erfolgreiche Kämpfer:innen müssen mit Makellosigkeit, Technik und Struktur handeln, sich aber auch geschmeidig wie Flüssigkeit bewegen und ihren Geist ohne Unterbrechung fließen lassen. Wie kann man gleichzeitig hart wie Metall und flüssig wie Wasser sein? In diesem Workshop werden wir diese Eigenschaften durch Bewegung erforschen. Wie kann man diese Gegensätze im Tanz verkörpern? Wie können diese Widersprüche sich so ergänzen, dass es den Tänzer:innen möglich wird, sie als eins wahrzunehmen und in eine fließende und dynamische Bewegung zu integrieren? Unser Körper ist das Schwert, wir müssen es mit einem Tanz aus Feuer und Wasser schmieden.
Leitung: Alessandro Pintus, Tänzer und Choreograph aus Rom, Italien. Er absolvierte eine Ausbildung in Theater, zeitgenössischem Tanz und Butoh-Tanz, die er seit 1996 erforschte und mit den repräsentativsten japanischen Meister:innen zusammenarbeitete. Seit 2000 leitet er Tanzkurse in Italien und im Ausland. 2001 gründete er die Tanzgruppe NON Company. Zu seiner Ausbildung gehören auch Eurhythmy von Rudolf Steiner und Sacred Dances von G. I. Gurdjieff. Er war Lehrer am „Master of Social Theatre and Dramatherapy“ der Universität La Sapienza in Rom. Er unterrichtete auch für die Roma Film Academy in den Cinecittà Studios in Rom als Coach und Choreograf.
W-SE 3 – VIELE KLEINE FISCHE UND EIN HAIFISCHBECKEN
Ein tanzpädagogischer Workshop zum Thema Anpassung und Autorität zur Inszenierung Zucht – Neue Zeiten brauchen neue Körper 19.7., 9:00-10:45, im Theater
Schwarmverhalten bezeichnet das Verhalten von Schwarmfischen, Vögeln und Insekten, die sich in der Gruppe als gemeinsamer Körper fortbewegen, ohne dass einzelne Tiere aus der Gruppe ausbrechen. Auch Menschen übernehmen dieses Verhalten, meistens unbewusst, oft nur, um dazuzugehören und nicht „negativ aufzufallen“. Diese Anpassung an die Gruppe hat viele Vorteile, doch was passiert, wenn die „Masse Mensch“ irrgeleitet wird? In diesem Workshop durchforschen wir das Thema Gruppenverhalten in Tanz- und Theaterpädagogik. Wann fühle ich mich wohl, in der Gruppe zu „verschwinden“, wo suche ich nach „Orientierung“ und wo breche ich aus angeleiteten Mustern aus? Eine Wertung von außen ist dabei nicht das Ziel, sondern lediglich die künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Freiheit und Unterordnung.
Leitung: Simone Endres, Ballett- und Theaterpädagogin, Mitarbeiterin im Kinder- und Jugendprogramm des Bayerischen Staatsballetts an der Bayerischen Staatsoper. Simone Endres absolvierte ihre Bühnenreifeprüfung (ZAV) in den Bereichen Gesang, Tanz und Schauspiel in Hamburg und war danach u. a. in Berlin, Stuttgart, Hannover und Heilbronn engagiert. Parallel dazu ließ sie sich an der Theaterwerkstatt Heidelberg zur Theaterpädagogin (BuT) und bei den Ballettseminaren Stuttgart zur Ballettpädagogin (Waganowa) ausbilden. Als Tanz- und Theaterpädagogin arbeitete sie u. a. am Westfälischen Landestheater und dem Theater Magdeburg. Seit 2018 ist sie an der Bayerischen Staatsoper im Kinder- und Jugendprogramm des Bayerischen Staatsballetts engagiert.
Schüler:innenworkshops an der Schule
An der Schule • Paket #2
W-JG 1 – Paperworks - Neue Körper
Ein Puppentheaterworkshop zur Inszenierung Zucht – Neue Zeiten brauchen neue Körper 19.7., 9:00-10:45, an der Schule
Mit einfachen Animationstechniken aus dem Objekt- und Puppentheater arbeiten wir mit Zeitungspapier. Der Alltagsgegenstand wird durch unser Animieren zum „neuen Körper“ mit Gefühlen, Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten. Die Inszenierung im Hinterkopf greifen wir uns Bilder, Themen, Momente, die uns interessieren heraus und setzen sie in kurzen Szenen mit Zeitungspapier um. Können Dinge leben? Macht das Objekt was ich will, oder macht es das mit mir?
Leitung: Julia Giesbert, Puppenspielerin und Schauspielerin aus München. Julia Giesbert studierte zeitgenössische Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Sie arbeitet seither als Puppenspielerin und Schauspielerin an staatlichen Bühnen, realisiert eigenen Theaterprojekte und kreiert Puppenfilme für Ausstellungshäuser. Für Rampenlichter ist sie bereits seit mehreren Jahren tätig. Julia Giesbert lebt mit ihrer Familie mit zwei Kindern in München.
Zucht wird gefördert von den Mitteln des TaO! und des Theaterland Steiermark