Wie können wir jungen Menschen eine Plattform geben, auf der sie sichtbar werden und ihre Stimme gehört wird? Dieser Frage widmet sich der Verein SprachBewegung München e.V. mit dem offenen Bühnenformat Spot On! – Deine Bühne. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an junge Menschen zwischen 14 und 26 Jahren und bietet ihnen – unabhängig von jeglicher Vorerfahrung – Raum für künstlerischen Ausdruck, persönliche Perspektiven und kreative Vielfalt.
Mit ihrer sechsten Ausgabe war Spot On! am Samstag, den 12.07.2025, zu Gast beim diesjährigen Rampenlichter Festival und präsentierte auf der Bühne im schwere reiter Theater ein vielseitiges Programm aus Tanz, Gesang und Poetry Slam.
SprachBewegung e.V. setzt sich für mehr Chancengleichheit ein, indem der Verein insbesondere jungen Menschen mit erschwertem Zugang zur kulturellen Bildung kreative Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. Meike Harms, selbst Bühnenpoetin und Poesiepädagogin, ist Vorstandsmitglied des Vereins und engagiert sich aktiv für diese Vision. Sie leitet kreative Schreibprojekte für Menschen jeden Alters, bildet Lehrkräfte fort und bereist als Bühnenpoetin den gesamten deutschsprachigen Raum. Beim diesjährigen Rampenlichter Festival trug sie einen Text zum Schwerpunktthema DemokrARTie bei:
Ich habe eine Stimme.
Im Kehlkopf erzeugt, In Mund und Nase moduliert.
Alles, was ich sage, wird vorproduziert
von Luft, Reibung und Schall.
Ich habe eine Stimme und in meinem Fall
ist meine Stimme auch mein Kapital.
Denn ich schreibe Gedichte und trage sie vor.
Auf Bühnen in Theatern, Kneipen und Hallen
lasse ich meine Worte poetisch geordnet ins Publikum fallen.
Hebe ich MIR wichtige Themen ins Rampenlicht
und verleihe ihnen mittels Klang Gewicht.
Denn ich habe eine Stimme und das große Glück,
dass meine Stimme hier niemand unterdrückt.
Eine Stimme zu haben, bedeutet auch, Verantwortung zu tragen
und nicht stumm zu Hause über die nach rechts rutschende Ordnung zu klagen.
Denn Schweigen wird irgendwann unerträglich laut,
wenn es eigentlich Positionierung braucht.
Und wir müssen all jenen eine Stimme geben,
die ohne uns in Stille leben.
Weil sie so weit am Rand der WeltGesellschaft stehen,
dass man sie weder hören kann, noch sehen.
Weil sie unter Regimen oder Denkweisen leiden,
die über ihre Stimmen, Körper und Würde hinweg entscheiden.
Demokratie ist Achtung von Interessen und Vielfalt,
aber auch Kontroverse, Zweifel und Zwiespalt.
Denn bei so vielen Stimmen im demokratischen Chor
kommen mitunter Dissonanzen vor.
Doch auch die gilt es ALLE zu hören,
solange sie nicht die Werte der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zerstören.
Und mit jener letzten Zeile offenbart sich auch die größte Schwäche
der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Sie sorgt im dichterischen Metrum gehörig für Unordnung.
Deshalb mein ErgänzungsVorschlag für Artikel 5 im Grundgesetz:
Ein Recht auf poetische Grundversorgung.
Denn Poesie kann Karate, Poesie kriegt sie alle;
Poesie schafft Zitate, Poesie für alle Fälle.
Und verlässt Poesie unserer Kehle,
dann ist sie Boom Chicka Wah Wah für die Seele.
Poesie spielt unser Lied, sie macht keinen Unterschied
zwischen arm oder reich; vor Poesie sind alle gleich.
Und auch wenn du nicht dichtest, rapst, tanzt oder singst,
du bist ein Mensch von vielen, der Demokratie zum Klingen bringt.
Ein Baustein im Turm aus Meinung und Ideen,
die gleichwertig über- und nebeneinander stehen.
Denn du hast eine Stimme.
Im Kopf erzeugt, in Verstand und Herz moduliert.
Alles, was du sagst, wird in deinem Innern vorproduziert.
Und egal, ob Lautsprache oder gebärdet;
Beteiligung braucht keinen grölenden Schall
Wir haben eine Stimme und in jedem Fall
ist ihr Einsatz für die Demokratie unser größtes Kapital